Startseite -> Kommentare -> Laudatio

 

 

 

Nachfolgenden Text herunterladen:            Laudatio.doc          Laudatio.pdf

(rechte Maustaste, Ziel speichern unter...)

 

 

Laudatio

V1.1

 

Sehr geehrter Herr Daschner!

 

Am 30. April 2008 werden Sie nach 47 Jahren im Polizeidienst in den verdienten Ruhestand treten. Dies allein rechtfertigt schon, einmal innezuhalten und Ihre Tätigkeit für unser Land zu würdigen. Doch diesmal ist es weit mehr. Diesmal gilt es, einen Mann zu würdigen, der in besonderer Weise durch seinen Mut, seine Entschlossenheit und sein mitmenschliches Verantwortungsgefühl unser aller Anerkennung verdient. Dass Ihr Name dabei für immer mit einem Mordfall verbunden sein wird, liegt an Ihrem Beruf, dem Sie sich hingebungsvoll 47 lange Jahre gewidmet haben. Dieser Mordfall hat uns an die Grenzen unseres Rechtsstaates geführt und beschäftigt seitdem alle Schichten unseres Volkes, die alleinerziehende Mutter, den jungen Familienvater, den Polizisten, den Juristen.  Sie haben sich in scheinbar auswegloser Situation für das Leben, das Leben eines elfjährigen Entführungsopfers entschieden, das Sie im Rahmen der Gefahrenabwehr Ihres Berufes noch retten zu können glaubten. Dabei haben Sie alle Gefahren für sich selber, Ihre Karriere und Ihre Familie zurückgestellt. Sie und Ihre Familie sind dabei nicht unbeschadet davongekommen. In einer beispiellosen und zügellosen Kampagne haben die Medien unseres Landes Ihr aufopferungswürdiges Tun als ein Verbrechen der Folter beschrieben und damit manch einen Verwirrten veranlasst, Sie und Ihre Familie zu bedrohen, zu beschimpfen und einzuschüchtern.

 

Ich schäme mich dieser Leute und ich schäme mich auch der Richter, die Sie der Nötigung bezichtigten, einen Untergebenen zur Folter verleitet zu haben. Ich schäme mich insbesondere der Äußerungen des Verfassungsrichters Prof. Hassemer, der Ihr Handeln mit Folter in Verbindung bringt und es somit als Katastrophe für unseren Rechtsstaat bewertet. Hat dieser Verfassungsrichter keine Erinnerung mehr an die Wurzeln unseres Grundgesetzes? Sind 50 Millionen Kriegstote und 6 Millionen industriell vernichteter Leben nicht genug? Kommt es da auf ein einziges kleines, würdeloses Leben nicht mehr an, wenn nur die "fundamentale Personalität" des Mörders keine Beeinträchtigung erfährt?  Leben wir etwa in einem "Götzenstaat"? Ist die Würde des Menschen bei uns zur Chimäre verkommen?

 

Sie, Herr Daschner, haben Ihre Würde bewahrt. Verzeihen Sie uns unseren Kleinmut, unsere Unentschlossenheit, unsere Verwirrtheit.

 

Mit Ihrem Tun haben Sie ein Vorbild für unseren Polizeinachwuchs gegeben. Ich habe eMails erhalten, in denen Polizeischüler ihre Gewissensqualen schilderten, wenn bei ihrer Unterweisung der Mordfall Jakob von Metzler durchgenommen wurde und sie angehalten wurden, selbst dann keine Gewalt auszuüben, wenn das Leben des Verbrechensopfers unmittelbar gefährdet zu sein scheint. Was passiert da eigentlich? Wird da die Ehrfurcht vor dem Leben, die wir Eltern und Lehrer unseren Kindern und Schülern vermittelt haben, ad absurdum geführt? Werden da seelenlose Polizei-Roboter ausgebildet?  Erschöpft sich die geforderte Professionalität eines Polizisten im Weghören, im Ignorieren des Weinens und Flehens der Opfer?

 

Sie, verehrter Herr Daschner, sind Ihrem Gewissen gefolgt und haben so Ihre und unsere Würde bewahrt! Sie können erhobenen Hauptes als Vorbild aus dem Dienste scheiden.

 

Herr Daschner, Sie haben sich um unser Land verdient gemacht!

 

Ulrich Perwass

 

 

 

Nach oben

 

  Besucher aller Seiten in diesem Jahr:

Letzte Änderung:  19.01.2010 09:47:16   -  Copyright Ulrich Perwaß 1991/2008.    Alle Rechte vorbehalten